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Nov
2018
Serenity auf Landurlaub - Kuba
19.11 - 26.11.2018
Ein früher Flug, wieder mit der komfortablen Interjet (sehr viel Beinfreiheit u guter Service) sind wir mittags bereits in Havanna. Wir hatten uns vorher bereits die notwendigen Touristen Visas gekauft und so sind wir schnell durch die Kontrolle. Wir tauschen unsere Euro in CUC – Cuba Convertibles, die Touristenwährung. Hier gibt es zwei Währungen, CUP – der Peso für die Einheimischen und CUC für die Touristen - Da heißt es aufpassen beim einkaufen.
Mit dem Taxi geht es zum gebuchten AirB&B Haus - ein abenteuerlich aussehender Plattenbau 22 Stockwerke hoch. In der 11. Etage, ein altmodisch aber gemütliches & sauberes Apartment mit genialer Aussicht über die Dächer von Havanna und das Meer zum greifen nah. Hier werden wir sehr nett von Humberto eingewiesen. Anschließend geht es direkt auf Erkundungstour ins Zentrum.
Etwa 20 Gehminuten die San Rafael entlang braucht man bis zum Capitol. Viele alte, sehr stark renovierungsbedürftige Häuser im Kolonialstil mit Einblick in wilde Treppenhäuser und Hinterhöfe, kleine fast leere Geschäfte & jede Menge Müll. Wir sehen die ersten herrlichen alten Autos - in allen Farben und Pflegezuständen. Wir kaufen recht günstig Obst und Gemüse auf einem kl. Markt und teures Brot und Bier. Der empfohlene Supermarkt entpuppt sich als quirlige Minimall – wo es aber nicht wirklich viel in den Läden gibt. Im Fleisch-Supermarkt steht eine riesige Schlange an, auch wenn die Regale und Kühltruhen kaum gefüllt sind. Frischware (Butter, Yogurt, Milch) suche ich vergebens. Das wird ein interessantes, übersichtliches Kochen die nächsten Tage. Auch der erste Eindruck der Menschen ist ernüchternd. Ein Lächeln ist selten, eher unfreundliche Reaktionen auf Fragen. Der Vermieter hat uns ein Restaurant empfohlen. El Biky, nur ein paar Straßen weiter, ist neu, modern und richtig gut!
Dienstag gleich hatten wir eigentlich früh um Acht eine Free-Guided-Bike-Tour gebucht. Zu fünft sind wir an verabredetet Stelle aber kein Guide und keinerlei weitere Information
Wir planen um und steigen in den Hop-on-off-Bus und werden an die bekannten Stellen in Havanna chauffiert. Am “Place de la Revolution“ wollen wir hoch auf den Marti-Tower der ist jedoch vom Militär abgesperrt. Auf meine Frage warum und ob er vielleicht morgen auf ist, erhalte ich nur unfreundliches -No se- Ich weiß nicht. Der riesige Friedhof Cementario Colon aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts, zur Zeit der großen Investitionen der Amerikaner und Spanier vor der Revolution besteht fast ausschließlich aus weißem Marmor mit sehenswerten Skulpturen. Das altehrwürdige Hotel National ebenfalls ein Highlight. Im Garten dahinter, mit Aussicht aufs Meer genehmigen wir uns einen Kaffee und laufen durch das alte Gebäude. Am Rand des Gartenbereichs ist ein alter Bunker mit Freilaufgängen zu besichtigen. Und überall immer wieder diese herrlichen alten Autos der vierziger-fünfziger Jahre. In allen Farben, Modellen, meist mit richtig lautem Sound und ihre Hupen lieben die Kubaner sehr. Viel gefahren und gelaufen sind wir Nachmittags platt wieder zurück im Apartment. Mittwoch nehmen wir uns die eigentliche Altstadt zu Fuß vor. Viele Gebäude sind bereits renoviert. Noch mehr jedoch sind verfallen oder werden gerade renoviert. Nächstes Jahr soll die 500 Jahr Feier von Havanna und zugleich 60 Jahre Revolution in großem Rahmen gefeiert werden. Bis dahin müssen auch die überall aufgerissenen Straßen fertig sein. Insgesamt hat die Altstadt wirklich sehr schöne und interessante Ecken, kleine Parks, jede Menge alte Monumente und nette Bars. Natürlich klappern wir auch die Kult-Bars –Bogedita de Media- und –Floridita- ab. Die Placa de Cathedral und die Ospera sind echt beeindruckend. Wir genehmigen uns einen Mojito in einer netten Nebenstraße und wollen schick direkt neben der Oper am Capitol essen gehen - Nun ja, der Preis und das Ambiente waren ok, das Essen nicht so toll. Donnerstag starten wir den zweiten Versuch zur Fahrradtour. Die Organisation-Strawberry Tours- hat sich gemeldet und als Entschuldigung eine freie Autorundfahrt angeboten. Aber das ist erst morgen. Erst mal machen wir mit Cäsar eine richtige gute vierstündige Fahrrad-Rundfahrt durch viele Bezirke, bekommen jede Menge Informationen und die Bewegung auf den Rädern macht uns richtig Spaß. Abends habe ich für uns mit der gleichen Organisation eine –Nightlife Tour- durch die Altstadt von Havanna gebucht (Free-Guided, man gibt am Ende der Tour dem Guide das was man meint – je nachdem wie gut er war). und Alex ist genau wie sein Kollege Cäsar, sehr gut. Wir sind eine nette Truppe von ca 15 Leuten, die Meisten vom Kreuzfahrtschiff. Wir laufen durch die Altstadt, besuchen vier ganz unterschiedliche Salsa Bars, bekommen eine lustige Einweisung in Salsa, genießen leckere Drinks (Mojito, Canchanchara, Ron Guyaba) und bewundern die Tanzkünste der jungen Leute. Den Abschluss macht eine dunkle, laute private Bar in der afrikanische Konga Musik gespielt und getanzt wird – ein cooler Abschluss. Der Abend hat uns super Spaß gemacht. Leicht angeschickert machen wir uns gegen 1:00 Uhr auf den Rückweg ins Apartment.
Freitag werden wir um 10 Uhr von Cäsar und Alexandro dem Fahrer mit einem offenen Oldtimer abgeholt – es ist zwar Rosa wie so viele Autos hier, aber cool ist es trotzdem. Da Cäsar weiß was wir schon alles gesehen haben, sucht er neue Orte aus. Im Stadtteil Miramar mit seinen ausländischen Botschaften und schicken Diplomatenwohnungen gibt es auch einen Bereich den der Künstler Jose Fuster als Hommage an –Gaudi- in Kunst verwandelt hat. Die Nachbarn haben sich angeschlossen. Und so gibt es mehrere Häuser die grellbunt im mosaikverfahren alle möglichen geschichtlichen Kubanischen Situationen darstellen. Echt verrückt schön. Offen geht es weiter, die Uferstraße –den Malecon- entlang bis hoch hinter das Fort zur großen Jesus Statue aus italienischem Marmor. Die Aussicht von hier über die Einfahrt in die Bucht, das Kreuzfahrtschiff, die markanten hohen Gebäude - die Skyline der Stadt, herrlich.
Abends haben wir uns mit Cäsar zum Essen verabredet. Es wird ein sehr anregender, interessanter Abend indem uns ein optimistischer junger Mann sein Land mit seinen Schattenseiten, aber einer positiven Entwicklung für die Zukunft, teils humorvoll vermittelt.
Samstag hat Jost eine Tour aufs Land, nach Vinales, gebucht. Gegen Acht werden wir in einem 49er mittelblauen Chevrolet abgeholt. Kaum aus der Stadt raus wird es herrlich grün mit Bananenplantagen, hohen Palmen und viel Ackerbau und Viehzucht. Die Pferdefuhrwerke fahren mit auf der Schnellstraße und Ochsen ziehen mit dem Pflug furchen ins Feld! So ein altes Auto ist so lange schön wie man kurze Strecken fährt. Die fast 150 km bis Vinales sind dann schon anstrengend. Es scheppert, rappelt, ist laut, bei jeder Bodenwelle spüren wir die Federn der Sitzbank und irgendwie schaffen es auch die Dieselabgase des Motors irgendwie in die Kabine. In der Nähe von Vinales, auf einer Farm machen wir halt. Auf Pferden reiten wir eine Runde über die Felder, werden nett über Kaffee und Tabak Anbau informiert und der Honig und die Zigarre schmecken. Weiter geht es zur Höhle von Guarapera. Die ist echt nett, aber es werden viele zu viele Menschen gleichzeitig hineingelassen und so warten wir unglaublich lange im stickigem Gang bis es mit einem Boot ein paar Minuten bis zum Ausgang geht. Im Ort selber werden wir zu einem Touri-Restaurant gebracht. Diese Abfertigung ist so überhaupt nicht unser Ding, auch wenn das Essen gar nicht schlecht ist und die Bedienung nett. Der tolle Aussichtspunkt am Hotel Los Jazmines hoch über dem Tal und die Sicht auf den großen bemalten Kalkfelsen- Mural de Prehistoria sind ein schöner Abschluss. Als wir nach fast 10 Std. zurück am Apartment sind wollen wir nur noch unsere Ruhe. Sonntag nehmen wir den Tour Bus T3 vom Placa Central und fahren die Küste östlich entlang bis Santa Maria. Am Strandstück Tropicoco steigen wir aus und genießen, zwischen den kubanischen Familien, den Strand und das herrliche Wasser. Der Weg zurück ist da schon etwas anstrengender, weil scheinbar alle zur gleichen Zeit wieder in die Stadt zurück wollen. Abends laufen wir noch die lange Uferstraße, den Malecon, entlang. Hier tummelt sich am Wochenende die Jugend, mit Getränken und Musik. Auch wir haben uns eine Zigarre und ein Bierchen mitgebracht und genießen unseren letzten Abend. Montag haben wir nur bis Mittag das Apartment, laufen den Nachmittag nochmal gemütlich quer durch alle Straßen bevor uns abends Lester mit seinem Taxi durch den abgasintensiven Abendverkehr der alten Autos zum Flughafen bringt. Eine lange Nacht im Flieger dann sind wir wieder in Deutschland.
Persönliches Fazit: Das Land hat sich geöffnet, ist aber immer noch sozialistisch. Da wir als Selbstversorger hier gewohnt haben können wir ein wenig nachvollziehen wie anstrengend das tägliche Leben ist. Beispiel - wir sehen Eier, wollen welche kaufen, sorry nur auf Ration für Einheimische. Ich will Brot kaufen, sorry heute nicht mehr, ob morgen dann weiß sie nicht. Internet - nur an Wifi-Plätzen und dann mit Code-Karten die jeweils nur für eine Std. Internet gültig sind. Für alles anstehen, Geschäfte sind meist nicht als solche zu erkennen, oft leer und mehr als einmal muss ich um eine Korrektur der Rechnung bitten! Drinks für 3-5 CUC (1Euro -1,1 CUC) sind ok. Essengehen, wenn man weiß wo auch. Touren aufs Land sind teuer. Was für uns sehr abstoßend war ist der allgegenwärtige Müll und der Gestank. Die Straßen werden fast jede Nacht gefegt, aber tagsüber schmeißt jeder alles einfach hin, bis zu toten Hühnern oder sogar einem dicken Schweinskopf! Man sieht, das vieles im Umbruch ist und renoviert wird. Das Schulsystem ist frei für Alle und es gibt gute Universitäten, die Krankenversorgung jedoch soll sehr schlecht sein. Wer das Geld hat darf Reisen und gegen entsprechenden Importzoll kann fast alles eingeführt werden. Wirklich schön wär es wenn Cäsar mit seiner positiven Einstellung und Zukunftsvision von Kuba Recht behält. Die Insel hat auf jeden Fall ihren ganz eigenen Flair.